State Management
Mit zunehmender Größe einer Anwendung wachsen meist auch deren Komplexität und die Daten, die mit der Anwendung verwaltet werden sollen. Also anders gesagt: Der Application State wird schwieriger und unübersichtlicher zu verwalten. Wann gebe ich wie welcher Komponente welche Props hinein? Wie wirken sich diese Props auf den State meiner Komponente aus und was passiert wenn ich den State in einer Komponente modifiziere?
Auch wenn React hier in den letzten Jahren zunehmend deutlich besser geworden ist und gerade mit der neuen Context API und dem useReducer-Hook einiges zur besseren Übersichtlichkeit von komplexen Datenstrukturen getan hat, ist es noch immer nicht ganz einfach, stets alle Daten und Datentransformationen im Blick zu haben. Um dieses Problem zu lösen, gibt es einige externe Tools für globales State Management, die sich im Ecosystem um React herum gebildet haben.
Zu den bekannteren Tools dieser Art zählt hier einerseits MobX, das sich selbst als „Simple, scalable state management“ beschreibt, also als Werkzeug für simples und skalierbares State Management. Auf der anderen Seite haben wir Redux, zweifellos der „Platzhirsch“ in der React-Welt, mitentwickelt unter anderem von Dan Abramov und Andrew Clark, die inzwischen auch dem offiziellen React-Team angehören. Redux bezeichnet sich als „A predictable state container for JavaScript apps“ also als „vorhersehbarer State Container für JavaScript-Anwendungen“.
In diesem Kapitel soll es insbesondere um Redux gehen. Einerseits, weil ich selbst mit Redux in vielen Projekten gearbeitet habe und sehr gute Erfahrungen damit machen durfte, andererseits aber auch, weil es mit (laut npmjs.com) wöchentlich rund 4 Millionen Installationen ganz klar deutlich mehr im Mainstream angekommen ist als MobX, mit immer noch respektablen, verglichen jedoch mit Redux doch überschaubaren 200.000 Installationen.
Redux erfreut sich dabei noch immer an steigender Beliebtheit und hat wachsende Downloadzahlen zu verzeichnen, obwohl es bereits mehrmals von irgendwelchen Propheten totgesagt wurde. Als die finale Context API in React 16.3.0 veröffentlicht wurde, hieß es, dass Redux damit obsolet würde (wurde es nicht), als mit React 16.8.0 die Hooks und hier insbesondere der stark an Redux angelehnte useReducer-Hook eingeführt wurde, gab es diese Stimmen erneut.
In der Realität sieht das so aus, dass die Zahl der Installationen auch nach Einführung von Context und Hooks weiter steigen und Redux selbst intern Gebrauch dieser neuen Möglichkeiten macht, um einerseits die Performance zu verbessern und andererseits die Verwendung der eigenen API zu vereinfachen. Darüber hinaus hat Redux inzwischen ein unheimlich großes Ecosystem an eigenen Addons und Tools um sich versammelt, das auch durch die in React neu hinzugekommenen Funktionen nicht ersetzt wird.
Einführung in Redux
Bei Redux handelt es sich also wie beschrieben um einen vorhersehbaren State Container. Doch was bedeutet das genau? An dieser Stelle möchte ich gern etwas weiter ausholen, da ich es für wichtig erachte, das Grundprinzip zu verstehen um hinterher Fehler zu vermeiden, die schnell gemacht werden, hat man das Prinzip hinter Redux nicht zumindest in sehr groben Ansätzen verinnerlicht.
Erst einmal haben wir mit Redux ein Tool, das in Teilen angelehnt ist an die Prinzipien der Flux-Architektur. Diese wurde - wie auch React selbst - von Facebook entwickelt, um die Entwicklung clientseitiger Web Anwendungen zu vereinfachen. Das Grundprinzip sieht dabei einen unidirektionalen Datenfluss vor, bei dem Daten immer nur in eine Richtung fließen. Also das Prinzip, wie wir es bereits aus React selbst kennen: eine Aktion (bspw. ausgelöst durch einen Button-Klick) ändert den State, die State-Änderung löst ein Rerendering aus und erlaubt es dann weitere Aktionen auszuführen.
Nach diesem Prinzip funktioniert auch Redux, mit dem entscheidenden Unterschied jedoch, dass der State statt nur innerhalb einer Komponente eben global verwaltet wird und somit alle Komponenten, egal wo im Seitenbaum sich diese befinden, auf sämtliche Daten zugreifen können.
Um Redux in einem Projekt zu nutzen, müssen wir es natürlich zuerst wieder einmal über die Kommandozeile installieren:
bzw. mit Yarn:
Installiert werden hier zwei Pakete. Die Library redux
selbst und react-redux
. Während mit dem redux
Paket die eigentliche State Management Library installiert wird, werden mit react-redux
die sog. Bindings installiert. Auf gut Deutsch gesagt ist dies einfach nur ein Paket mit einigen React-Komponenten die konkret für die Verwendung von Redux mit React entwickelt und daraufhin optimiert wurden. Keine große Magie.
Theoretisch wäre auch die Verwendung von Redux alleine möglich, allerdings müssten wir uns dann selbst darum kümmern zu schauen, wann Komponenten neu gerendert werden und darum, wie Daten aus einer Komponente in den State Container rein und wieder raus kommen. Da wir das nicht wollen, weil sich jemand anderes (der sich viel besser damit auskennt als wir alle) das bereits gemacht hat, nutzen wir eben zusätzlich react-redux
.
Store, Actions und Reducer
Nicht von den möglicherweise noch unbekannten Begriffen verunsichern lassen. Wir gehen sie der Reihe nach durch und irgendwann macht es Klick.
Alle Daten in Redux befinden sich in einem sogenannten Store, der sich um die Verwaltung des globalen States kümmert. Theoretisch kann eine Anwendung auch mehrere Stores haben, im Konzept von Flux ist das sogar explizit so vorgesehen, in Redux ist das jedoch um Komplexität zu reduzieren eher unüblich und so beschränken sich React-Anwendungen, die Redux einsetzen, meist auch auf lediglich einen einzigen Store als Single Source of Truth, also als die einzige wahre Quelle für alle Daten. Der Store stellt Methoden bereit, um die sich in ihm befindlichen Daten zu verändern (dispatch
), zu lesen (getState
), und auf Änderungen zu reagieren (subscribe
).
Die einzige Möglichkeit um Daten in einem Store zu verändern, ist dabei das Auslösen („dispatchen“) von Actions. Auch hier lässt sich Redux wieder von Ideen aus der Flux-Architektur inspirieren und macht es erforderlich diese Actions im Format der Flux Standard Actions (FSA) zu halten. Eine solche FSA bestehen aus einem simplen JavaScript-Objekt, das immer zwingend eine type
-Eigenschaft besitzen muss und darüber hinaus die drei weiteren Eigenschaften payload
, meta
und error
besitzen kann, wobei uns in erster Linie einmal die payload
interessieren soll, mit der wir es in 9 von 10 Fällen, in denen wir eine Action dispatchen, zu tun haben werden.
Die Payload stellt sozusagen den Inhalt einer Action dar und kann vom simplen Boolean oder String, über numerische Werte, bis hin zu komplexen Arrays oder Objekten beliebige Daten beinhalten, die serialisierbar sind, also in Form einer JSON-Repräsentation gespeichert werden können.
Beispiel für eine typische Action in Redux:
Wird eine Action durch die vom Store bereitgestellte dispatch
Methode ausgelöst, wird der zum Zeitpunkt des Aufrufs aktuelle State zusammen mit der ausgelösten Action an die Reducer übergeben. Ein Reducer ist eine pure Function, die wir ebenfalls bereits aus React kennen, und dient dazu, aus dem aktuellen State und der jeweiligen Action mit ihren type
- und payload
-Eigenschaften einen neuen State zu erzeugen. Zur Erinnerung: Eine pure Function erzeugt stets die selbe Ausgabe bei gleichen Eingabeparametern, egal wie oft diese aufgerufen wird. Dieses Verhalten ist es, das sie vorhersehbar und dadurch auch gleichzeitig einfach testbar macht.
Beispiel für einen Reducer:
Ein Store erwartet bei seiner Erstellung grundsätzlich einen einzigen Reducer, jedoch bietet Redux hier mit der combineReducers()
-Funktion eine Möglichkeit, diese Reducer-Funktion zur besseren Verständlichkeit und Lesbarkeit in beliebig viele kleine Teilstücke zu splitten und anschließend zu einem großen, gemeinsamen Reducer zusammen zu setzen, auch Root-Reducer genannt. Wird dann eine Action dispatched, wird jeder Reducer mit jeweils den gleichen Parametern, nämlich dem State und der Action, aufgerufen. Diese Methode schauen wir uns später in diesem Kapitel noch etwas genauer an.
Da jeder Reducer auf die type
-Eigenschaft einer Action reagiert, ist es ein Stück weit zur Konvention geworden, alle verwendeten Types in gleichnamige Variablen auszulagern, da ein Tippfehler im ersten Moment nicht immer gleich auffällt (bspw. USER_ADDDED
), der JavaScript-Interpreter jedoch beim Zugriff auf eine nicht definierte Variable einen Fehler wirft. So findet man in Apps, in denen Redux eingesetzt wird, zu Beginn einer Datei oft einen Code-Block von folgendem Format:
Dies dient eben dazu, um Kohärenz bei den verwendeten Action Types sicherzustellen.
Einen Store erstellen
Um einen Store zu erstellen, der unseren globalen State verwalten wird, importieren wir die createStore
Funktion aus dem redux
Paket, rufen diese auf und übergeben ihr eine Reducer-Funktion. Die Funktion gibt uns daraufhin das Store-Objekt zurück mit Methoden, um mit dem Store zu arbeiten: dispatch
, getState
sowie subscribe
, wobei letztere eine eher untergeordnete Rolle bei der Arbeit mit React spielt, da die Komponenten aus dem react-redux
Paket sich um das Rerendering von Komponenten kümmern, die von einer Änderung am State betroffen sind.
Hier haben wir einen ersten und noch sehr simplen Store mit einem Counter-Reducer erstellt. Da wir der createStore
-Funktion hier nur den ersten Parameter übergeben, wird die counterReducer
-Funktion beim Initialisieren mit undefined
als vorherigen state
aufgerufen, weshalb der initialState
als Standardparameter eingesetzt wird. Dieser entspricht hier dem numerischen Wert 0
.
Übergeben wir der createStore
-Funktion einen zweiten Parameter, so würde dieser als erster State beim Initialisieren an die Reducer-Funktion übergeben werden:
Hier wäre der Startwert für unseren state
-Parameter der an die counterReducer
-Funktion übergeben wird 3
statt undefined
, der initialState
Standardparameter würde nicht einspringen und unser Counter würde bei 3
beginnen zu zählen statt bei 0
.
Als initiale Action wird eine Redux-interne Action dispatched, die die Form {type: '@@redux/INIT5.3.p.j.l.8'}
besitzt. Daher greift in unserem switch
-Block der default
-Fall und gibt einfach nur den übergebenen state
(der in diesem Fall dem initialState
entspricht) zurück.
Ein solcher default
-Fall ist wichtig. Greift kein anderer case
im switch
, muss stets der letzte Stand des States aus der Funktion zurückgegeben werden, um unerwünschte Seiteneffekte zu vermeiden. Die Reducer
-Funktion wird bei jedem dispatch
-Aufruf ausgeführt und ihr Rückgabewert bestimmt immer den nächsten State!
Rufen wir nun gleich nach der Initialisierung store.getState()
auf, erhalten wir unseren initialState
zurück: 0
:
Wir können nun etwas rumspielen, verschiedene Actions dispatchen und schauen, wie unser State auf die Actions jeweils reagiert:
Hier dispatchen wir zweimal eine Action mit dem type
PLUS
und einmal eine Action vom type
MINUS
. Wir übergeben jeweils eine payload
, mit der wir angeben, um wie viele Ziffern wir den letzten State hoch- oder runterzählen wollen. Unsere State-Mutation findet also wie folgt statt:
Dieser State ist dabei noch denkbar simpel und besteht lediglich aus einem einzigen Wert. Später werden wir uns noch anschauen, wie wir komplexeren State aus verschiedenen Objekten und mit mehreren Reducern erstellen.
Action Creators vs. Actions
Wer Artikel über Redux liest oder auch in die offizielle Doku schaut, wird immer wieder mit den Begriffen Action und Action Creator konfrontiert. Mir selbst fiel es anfangs etwas schwer, die Unterschiede zu verstehen und ich weiß auch von anderen, dass es nicht nur mir so erging. Erschwerend kommt hinzu, dass die Begriffe auch gelegentlich synonym verwendet werden obwohl sie es nicht sind. Daher möchte ich an dieser Stelle kurz einen keinen Exkurs einwerfen um die beiden Begriffe Action Creator und Action voneinander abzugrenzen.
Die Action haben wir oben bereits kennengelernt. Sie ist ein einfaches und möglichst serialisierbares Objekt, mit dem wir beschreiben, wie wir den State verändern wollen. Dieses enthält immer zwingend eine type
-Eigenschaft und meist auch eine payload
.
Ein Action Creator hingegen ist eine Funktion, die schlussendlich eine Action zurückgibt, also sozusagen eine Factory, die eine Action erstellt (daher: Creator). Meist werden Action Creators dazu verwendet um in ihnen Logik zu kapseln, die zur Erstellung einer Action notwendig ist. Manchmal werden sie aber auch einfach verwendet, um die doch recht umständliche Natur der Actions hinter einer einprägsamen Funktion weg zu abstrahieren. Action Creators werden dann an Stelle der ursprünglichen Action als Parameter der dispatch
-Methode aufgerufen.
Typische Action Creators aus unserem obigen Beispiel würden dann bspw. so aussehen:
Oder wer mit den Shorthand Notationen aus ES2015+ vertraut ist, kann das Ganze auch noch weiter abkürzen:
Anschließend werden die entsprechenden Action Creators als Parameter der dispatch
-Methode aufgerufen, statt die Actions direkt zu übergeben:
Dies geht bei entsprechender Benennung der Action Creator Funktionen deutlich zu Gunsten besserer Verständlichkeit des Codes. Action Creator sind dabei ein wichtiges Puzzlestück im Redux-Konzept und aus der täglichen Arbeit nicht wegzudenken, da sie uns viel Schreibarbeit und Wiederholungen ersparen und somit auch potentielle Fehlerquellen wie bspw. Tippfehler beim type
einer Action verringern (etwa PLSU
statt PLUS
).
Komplexe Reducer
Die bisherigen Beispiele dienten dazu, mit dem Konzept von Actions und Reducern vertraut zu werden und um zu verstehen, wie Actions verwendet werden, um mit dem Reducer den Store zu mutieren. Typischerweise besteht der State in einer React-Anwendung aber aus deutlich komplexeren Daten und Objekten. Werfen wir also einen Blick auf einen Store, wie er realistisch in einer kleinen Anwendung aussehen könnte.
Als Beispiel soll uns das State-Management für eine fiktive kleine Todo-App dienen, die sowohl eine Liste mit Todos verwaltet, als auch einen eingeloggten Benutzer beinhaltet. Unser State halt also die beiden Toplevel-Eigenschaften todos
(vom Typ Array) und user
(vom Typ Objekt). Dies bilden wir in unserem initialen State auch so ab:
Zusätzlich, da wir sicherstellen wollen, dass bei jedem Aufruf ein neues State-Objekt erzeugt wird und nicht das alte mutiert wird, umschließen wir unseren initialen State mit einem Object.freeze()
. Dies sorgt dafür, dass wir einen TypeError
bekommen, sollte das State-Objekt direkt mutiert werden.
Schauen wir uns an, wie eine Reducer-Funktion aussehen könnte, mit der wir den eingeloggten Benutzer setzen, neue Todos hinzufügen und entfernen sowie deren Status ändern können:
Ich möchte gar nicht auf alles was hier passiert im Detail eingehen, da es hier darum gehen soll, wie ein großer, unübersichtlicher Reducer in mehrere kleinere und idealerweise übersichtlichere aufgeteilt werden kann. Doch einige Stellen sind für das generelle Verständnis nicht unwichtig. Gehen wir also der Reihe nach den switch
-Block durch, bei dem uns jeder case
-Block ein neues State-Objekt zurückgibt.
Angefangen bei SET_USER
: das hier erzeugte State-Objekt ändert das user
-Objekt und setzt dessen name
-Eigenschaft auf action.payload.name
, sowie die accessToken
-Eigenschaft auf action.payload.accessToken
. Wer mag, kann hier stattdessen auch user
auf action.payload
setzen, dann würden alle in der entsprechenden Payload der Action übergebenen Eigenschaften im user
-Objekt landen. Dabei sollte dann aber sichergestellt sein, dass die action.payload
immer ein Objekt ist, da wir ansonsten die Ausgangsform des user
-Objekts verändern würden, was zu Problemen führen kann, wenn bspw. auch andere Teile des Reducers auf das Objekt zugreifen und das Objekt plötzlich keines mehr ist. In unserem Beispiel ignorieren wir aber alle anderen Eigenschaften, indem wir explizit nur name
und accessToken
aus der Payload der ausgelösten Action holen.
Neben dem modifizierten user
geben wir auch eine todos
-Eigenschaft zurück, die wir auf state.todos
setzen, also beim bisherigen Wert belassen. Dies ist wichtig, da in unserem State-Objekt die todos
ansonsten komplett aus dem State entfernt werden würden und wir nun zwar den Benutzer gesetzt, unsere Todos jedoch aus dem State verloren hätten!
Weiter geht es mit ADD_TODO
: Hier ist es andersherum und wir geben zuerst einmal den user
-Ast unseres State-Trees unverändert zurück. Anschließend fügen wir das neue Todo-Item mittels .concat()
-Methode dem todo
-Array hinzu. Hier ist es wichtig, concat()
und nicht push()
zu benutzen, da push()
eine sog. mutative Methode ist, also den bestehenden State verändert statt einen neuen State zu erzeugen. Mittels state.todos.concat
nehmen wir das aktuelle todos
-Array als Basis und erzeugen daraus ein neues Array mit dem neuen Todo-Item und geben dieses zurück.
Sehr ähnliches passiert im nächsten Fall: REMOVE_TODO
. Hier geben wir wieder zuerst den user
-Ast zurück, ehe wir im todos
-Array nach dem zu entfernenden Eintrag suchen, um diesen anschließend herauszufiltern. Welcher Eintrag zu entfernen ist, das übergeben wir der Action als action.payload
in Form einer Todo-ID. Das gefilterte Array ist dann unser neuer todos
-State. Wir nutzen hier die Array.filter()
-Methode, da diese anders als bspw. Array.splice()
nicht mutativ ist und ein neues Array erzeugt.
Zuletzt haben wir den CHANGE_TODO_STATUS
Fall. Mit diesem ändern wir den Status des Todo-Elements, also von Zu erledigen (false
) auf Erledigt (true
) - oder eben andersherum. Dazu geben wir erneut das unveränderte user
-Objekt aus dem vorherigen State zurück und iterieren anschließend mittels state.todos.map()
durch alle Todos. In der Map-Funktion schauen wir, ob die ID des aktuellen Todo-Objekts der ID aus der action.payload
entspricht. Ist dies nicht der Fall, geben wir einfach jeweilige Todo-Element unverändert zurück.
Entspricht die ID aus der Payload der ID des aktuellen Todo-Elements, erzeugen wir ein neues Objekt, schreiben alle Eigenschaften mit ihren jeweiligen Werten mittels ES2015+ Spread-Syntax ({ ...todo }
) in das neu erzeugte Objekt und überschreiben die done
-Eigenschaft mit dem neuen Wert aus der Action-Payload. Wir generieren hier ein neues Objekt statt einfach das bestehende zu überschreiben, da wir ja einen neuen State erzeugen müssen, damit unser Reducer eine Pure Function bleibt. Die Verwendung der Array.map()
-Methode sorgt bereits dafür, dass wir außerdem ein neues Array erzeugen.
Hier haben wir es lediglich mit zwei Ästen in unserem State-Tree zu tun: user
und todos
- und dennoch wird unsere Reducer-Funktion bereits sehr lang. Bei steigender Komplexität des States wird die Funktion entsprechend noch länger und vor allem: fehleranfälliger. Da wir neben dem veränderten Teil des States auch immer alle anderen Teile zurückgeben müssen - also etwa den unveränderten user
, wenn wir die todos
modifizieren oder eben die todos
, wenn wir den user
modifizieren – wird die Funktion sehr schnell unübersichtlich und schwierig zu verwalten. Zur Erleichterung könnten wir hier auch die Object Spread Syntax aus ES2015+ nutzen, aus dem bisherigen State einen neuen State erzeugen und anschließend den veränderten Ast des State-Trees überschreiben. Das könnte dann am Beispiel des ADD_TODO
Falls so aussehen:
Aber auch das macht die Sache nur unwesentlich einfacher für uns, da es uns noch immer recht schnell passieren kann, dass wir vergessen den alten, unveränderten Teil des States mit zurückzugeben.
Aus diesem Grund stellt Redux die combineReducer()
-Methode bereit. Mit ihr wird es möglich, unsere Reducer (bzw. den State, den diese erzeugen) in einzelne benannte Teilbereiche aufzuteilen, die sich dann jeweils um eine bestimmte Aufgabe kümmern und in eigene Dateien ausgelagert werden können.
Ausgehend von unserem Beispiel hätten wir hier also die beiden Reducer-Funktionen user
und todos
. Beide befinden sich in einer eigenen Datei, die die Reducer-Funktion als default
exportiert:
Wer genau hinschaut, stellt fest, dass unsere große, unübersichtliche Reducer-Funktion nicht nur in zwei kleinere und deutlich übersichtlichere Funktionen aufgeteilt wurde. Die Funktionen selbst wurden darüber hinaus auch vereinfacht. Statt jeweils auch den unveränderten Teil des State-Trees aus dem Reducer zurück zu geben, geben wir nur noch den Teil des States zurück, der relevant für den jeweiligen Reducer ist. Im User-Reducer ist das eben der Benutzer, im Todos-Reducer entsprechend die Todos.
Um unsere beiden kleineren Reducer nun wieder zu einer großen Reducer-Funktion zusammenzufügen, die wir dann als einzige an die createStore()
-Funktion übergeben können, nutzen wir combineReducers()
. Diese Funktion erwartet ein Objekt, dessen Eigenschaftennamen denen des erzeugten State-Trees entsprechen. Die Werte müssen jeweils selbst gültige Reducer sein:
Die combineReducers()
-Funktion fügt dabei alle Reducer aus dem übergebenen Objekt zu einer neuen Funktion zusammen, die nun als unser Root Reducer an die createStore()
-Funktion übergeben werden kann. Die erzeugte Funktion ruft dabei beim Auslösen einer Action jeden übergebenen Reducer auf und erstellt aus deren Rückgabewerten dann ein neues State-Objekt, das von seiner Form der, des initial übergebenen Objekts entspricht. In unserem Beispiel von oben ist der initiale State also:
Tipp: durch die geschickte Nutzung der ES2015+ Object Shorthand Notation können wir noch ein klein wenig Code sparen, indem wir die Imports so nennen wie die Eigenschaften, die sie im State später einmal repräsentieren. Also:
Das Objekt, das an combineReducers()
übergeben wird, schrumpft dann auf ein übersichtlicheres:
Die Nutzung von combineReducers()
ist allerdings an einige formelle Regeln gebunden, die, einmal verinnerlicht, aber nicht wirklich hinderlich oder gar schwer zu merken sind. So muss jede Reducer-Funktion, die an combineReducers()
übergeben wird, die folgenden Kriterien erfüllen:
Für jede unbekannte Action (also jede Action, auf deren
type
-Eigenschaft wir nicht reagieren) die ein Reducer (in seinem zweiten Argument) übergeben bekommt, muss derstate
zurückgegeben werden, den der Reducer stets als erstes Argument bekommt.Anders als „von Hand“ erzeugte, einfache Root Reducer darf eine innerhalb von
combineReducer()
verwendete Reducer-Funktion niemalsundefined
zurückgeben. DiecombineReducers()
-Funktion wirft dann einen Error, um auf diesen Umstand hinzuweisen und dabei die Suche der Fehler-Ursache nicht durch Verlagerung des Fehlers an andere Stelle unnötig zu erschweren. In unserem Beispiel tun wir das, indem wir imdefault
-Fall innerhalb desswitch
-Blocks denstate
zurückgeben.Wenn der im ersten Argument übergebene
state
vom Typundefined
ist, muss der initiale State zurückgegeben werden. Dazu ist es am einfachsten, den initialen State als Standardwert zu setzen, wie wir es im obigen Beispiel auch getan haben viastate = initialState
.
Übrigens: combineReducer()
lässt sich auch beliebig „verschachteln“. Und so können auch die Reducer-Funktionen, die an combineReducer()
übergeben werden, selbst bereits durch combineReducer()
erzeugt worden sein. Dabei sollte allerdings beachtet werden, dass zu fein granulare Aufteilung in immer kleinere State-Äste den Code irgendwann nicht mehr unbedingt übersichtlicher macht. In der Praxis habe ich persönlich bisher mit einer Verschachtelungstiefe von maximal einer Ebene (also insgesamt zwei combineReducer()
-Aufrufen, einer innen, einer außen) gearbeitet.
Asynchrone Actions
Alle Actions in vorherigen Beispielen wurden bisher immer synchron ausgeführt. D.h. ihre Action Creators wurden ausgeführt, wann immer wir den State modifizieren wollten, ohne dass wir auf das Ergebnis asynchroner Prozesse warten mussten. In dynamischen Web-Anwendungen, in denen die Stärken von React am meisten zum Vorschein kommen, haben wir jedoch regelmäßig mit asynchronen Datenflüssen zu tun, insbesondere mit Netzwerk-Requests. Hier helfen uns unsere synchronen Action Creator-Funktionen nicht wirklich weiter, da die dispatch
-Methode eines Stores ja zwingend eine Action erwartet, die, wie wir bereits gelernt haben ein simples und einfaches Objekt mit einer type
-Eigenschaft ist.
Hier kommt jetzt das Middleware-Konzept von Redux ins Spiel, und mit ihr insbesondere die Redux Thunk Middleware. Doch der Reihe nach.
Die createStore
-Funktion aus dem redux
-Paket, die wir etwas weiter oben bereits benutzt haben um verschiedene Stores zu erzeugen, verarbeitet bis zu drei Parameter:
Die Reducer-Funktion, die als einziger Parameter zwingend angegeben werden muss und sich in Verbindung mit den ausgelösten Actions um die Mutation unseres States kümmert indem sie mit jeder ausgelösten Action einen State zurückgibt.
Einen initialen State, der bspw. beim Initialisieren des Stores bereits mit Daten befüllt sein kann. Dieser initiale State wird bei der Initialisierung des Stores auch an die Reducer-Funktion übergeben.
Eine sog. Enhancer-Funktion (zu dt. etwa: Erweiterungs-Funktion), mit der wir unseren erzeugten Store um eigene Funktionalität erweitern können. Wie etwa die eben angesprochene Middleware.
Bekommt die createStore
-Funktion zwei Parameter übergeben, behandelt sie den zweiten Parameter als Enhancer, wenn der Parameter eine Funktion ist. Andernfalls wird der zweite Parameter als initialer State an die Reducer-Funktion übergeben.
Eine Middleware in Redux legt sich dabei um die dispatch
-Methode, fängt Aufrufe an diese ab, erlaubt es, die aufgerufene Action zu modifizieren bevor diese an den Reducer übergeben wird und gibt am Ende ihrer Ausführung eine neue dispatch
-Funktion zurück. Möchten wir nun bspw. asynchrone Funktionen bzw. Promises als Parameter an die dispatch()
-Methode übergeben, können wir den Store-Enhancer nutzen, um Middleware zu registrieren, die es uns erlaubt, genau dies zu tun. Die bekannteste dieser Art ist besagte Thunk Middleware.
Zur Installation:
oder in Yarn:
Ist die Thunk Middleware installiert, müssen wir sie über die Redux-eigene applyMiddleware()
-Funktion beim Enhancer registrieren. Dazu importieren wir die Middleware und die applyMiddleware()
-Funktion direkt aus Redux und übergeben ihr jede Middleware, die wir nutzen wollen als eigenen Parameter. In unserem Fall ist das erst einmal nur thunk
:
Durch die Einbindung der Thunk-Middleware können wir nun Action Creator schreiben, die asynchronen Code ausführen und ihre Actions dann dispatchen, wenn ein Ergebnis vorliegt. Eine Thunk-Funktion ist dabei ein Action Creator, der selbst wiederum eine Funktion zurückgibt, deren beiden Parameter eine dispatch()
und getState()
Funktion sind. In der Thunk Action Creator-Funktion können wir dann selbst entscheiden, wann der Zeitpunkt gekommen ist um unsere Action zu dispatchen.
In diesem Beispiel erzeugen wir einen delayedAdd
Action Creator. Dieser erhält das neue Todo-Element und gibt dann eine neue Funktion in der Form (dispatch, getState) => {}
zurück. Die Thunk-Middleware sorgt dann dafür, dass dieser Funktion die dispatch()
- und getState()
-Funktionen entsprechend hereingereicht werden. Nach einer Verzögerung von (in diesem Beispiel) 500 ms rufen wir die dispatch()
-Funktion mit der ADD_TODO
-Action auf und fügen das neue Objekt hinzu.
Um die Action zu dispatchen, können wir den asynchronen Action Creator nun genauso verwenden wie wir auch bisher unsere synchronen Action Creators dispatched haben, nämlich durch das Übergeben der aufgerufenen Funktion an die dispatch()
-Funktion des Store: store.dispatch(ActionCreator)
. Die Thunk-Middleware erkennt dann, dass es sich um eine Thunk-Funktion handelt, führt sie aus und reicht ihr die beiden Argumente dispatch
und getState
hinein.
Wer bereits mit der Arrow Function Syntax aus ES2015 vertraut ist, kann das Ganze übrigens auch noch weiter abkürzen:
Hier geben wir über die verkürzte Arrow Function mit impliziten Rückgabewert direkt die dann von der Thunk-Middleware aufgerufene Funktion zurück, ohne das return
-Schlüsselwort dafür verwenden zu müssen. Das spart noch einmal zwei Zeilen Code, macht den Code aber gerade zu Beginn etwas schwieriger zu verstehen.
Ein typisches Beispiel für asynchrone Actions aus der Praxis
In vielen Anwendungen, in denen mit Schnittstellen (APIs) gearbeitet wird, ist es ein gängiges Muster den Benutzer auf den Lade-Status hinzuweisen, sobald Daten von der API bezogen werden. Bspw. über einen grafischen Spinner oder auch nur durch einen Text-Hinweis wie etwa „Daten werden geladen“. Hier eignet sich eine entsprechende Thunk Action hervorragend, um diesen Anwendungsfall mit einem entsprechenden Reducer abzudecken.
Dazu erstellen wir im Reducer drei Fälle, in denen wir auf die folgenden Actions reagieren:
FETCH_REPOS_REQUEST
, um zu Beginn des Netzwerk-Requests etwa Fehler aus voran gegangenen Requests zurückzusetzen und um unseren Lade-Status zu initiieren,FETCH_REPOS_SUCCESS
, die wir bei erfolgreich erfolgtem Request aufrufen und die das Ergebnis des Requests bekommt sowie das Datum der letzten Aktualisierung dieser Daten, undFETCH_REPOS_FAILURE
, mit der wir auf aufgetretene Fehler reagieren und bspw. einenerror
-Flag setzen, um den Benutzer davon in Kenntnis zu setzen, dass sein Request fehlgeschlagen ist.
In Form von Code könnte dies dann bspw. so aussehen:
Dispatchen wir hier den fetchGithubRepos()
Action Creator, passiert folgendes:
Zunächst erkennt die Thunk-Middleware, dass es sich nicht um eine einfache Action (also ein Objekt), sondern um eine Funktion handelt, führt diese aus in der Form Action()(dispatch, getState)
. Der Action Creator erhält die dispatch
-Funktion übergeben, um selbst wiederum Actions aus der Action Creator Funktion heraus dispatchen zu können.
Im Action Creator dispatchen wir nun zunächst einmal die FETCH_REPOS_REQUESTED
Action. Der Reducer reagiert auf die Action, erzeugt ein neues State-Objekt indem der bestehende State per ES2015+ Spread Operator in ein neues Objekt kopiert wird und außerdem einen ggf. existierenden error
zurücksetzt auf null
. Gleichzeitig wird der State mittels isFetching
davon in Kenntnis gesetzt, dass nun ein Request folgen wird. Das ist hier etwas Geschmackssache und so bevorzugen es einige, die error
-Eigenschaft erst dann wieder auf null
zu setzen, wenn der anstehende Request auch tatsächlich erfolgreich war.
Für den Request holen wir uns nun mittels getState()
zunächst den aktuellen State, aus diesem holen wir uns aus selectedAccount
dann den ausgewählten Account, zu dem wir uns anschließend über den API-Request die GitHub-Repos besorgen. Wir starten den Request (und nutzen hier wie schon in früheren Beispielen Axios zur Vereinfachung) und reagieren auf zwei mögliche Fälle:
Der Request ist erfolgreich und wir beziehen Daten von der GitHub API. Wir dispatchen dann die nächste Action,
FETCH_REPOS_SUCCESS
, übergeben die aktuelle Uhrzeit (die wir später bspw. für Caching oder automatische Reloads benutzen können) sowie das Array mit den Repos, die sich inresponse.data
verbergen. Da der Request außerdem nicht mehr aktiv ist, setzen wirisFetching
wieder zurück auffalse
.Der Request schlägt fehlt. In diesem Fall dispatchen wir die
FETCH_REPOS_FAILURE
Action und übergeben die Fehlermeldung die Axios hier inerror.response.data
als Payload bereithält. Auch hier setzen wirisFetching
wieder zurück auffalse
, da der Request auch hier beendet ist, wenn auch mit einem für uns unschönen Ergebnis, nämlich einem Fehler.
Unser State enthält nun die GitHub-Repos des laut state.selectedAccount
ausgewählten Benutzers, wenn der Request erfolgreich war oder eine Fehlermeldung, wenn er es nicht war. Auf beide Fälle könnten wir nun in unserem User Interface entsprechend reagieren!
Debugging mit den Redux Devtools
Zum Inspizieren des Stores haben wir diverse Möglichkeiten, so gibt es bspw. eine praktische Logger-Middleware, die uns für jede dispatchte Action den vorherigen State, die Action selbst und den neuen State in die Browser-Console logged: https://github.com/LogRocket/redux-logger
Wir können selbstverständlich jederzeit auch manuell mittels console.log(store.getState())
den aktuellen State ausgeben, wobei das mühsam ist und insbesondere bei asynchronen Actions manchmal etwas verwirrend sein kann.
Und dann gibt es die Redux Devtools. Diese kommen als Browser-Extension daher und integrieren sich nahtlos in die Developer Tools in Chrome und Firefox, auch mit künftigen Edge-Versionen ist die Verwendung der Redux Devtools möglich, sobald die Browser-Engine erst einmal final auf Chromium umgestellt wurde. Gefunden werden können die Extensions in den jeweiligen Add-On Stores:
Sind die Redux Devtools erst einmal installiert, bekommen die Developer Tools im Browser einen neuen Tab „Redux“, unter dem wir sie finden können. Doch zur Verwendung müssen wir einige Vorkehrungen in unserem Code treffen. Wir müssen sie als weiteren Enhancer zu unserem Store hinzufügen.
Die Redux Devtools registrieren sich mit zwei eigenen globalen Variablen auf dem window
-Objekt im Browser: window.REDUX_DEVTOOLS_EXTENSION
und window.REDUX_DEVTOOLS_EXTENSION_COMPOSE
. Nutzen wir keine eigenen Store Enhancer, wie z.B. applyMiddleware()
um bspw. Middlewares wie Thunk zu registrieren, ist die Sache recht simpel: Wir schauen mittels Logical AND Operator (&&
), ob die Redux Devtools installiert sind und übergeben, wenn das der Fall ist, einen Aufruf der window.REDUX_DEVTOOLS_EXTENSION
an die createStore()
-Funktion:
Damit sehen wir nun automatisch jede ausgelöste Action in den Devtools, können uns in Detail anschauen, welche Action mit welcher Payload dispatched wurde und können sogar manuell Actions dispatchen. Außerdem gibt es die Möglichkeit des Time Travelings, also dem „Zurückblättern“ zu vorherigen Zuständen des Stores. Dies ist mitunter sehr hilfreich beim Debugging.
Hier ist es besonders wichtig, dass unsere Reducer Pure Functions sind, damit sie beim Durchblättern durch die Historie des Stores auch jedesmal wieder erneut den gleichen State erzeugen wie beim ursprünglichen Aufruf. Ansonsten läuft man möglicherweise einem Bug hinterher, der einfach nicht reproduzierbar ist, da er mit jedem Aufruf einen unterschiedlichen State erzeugt.
Wird wie bei unserem letzten Beispiel bereits eine Enhancer-Funktion verwendet, nutzen wir stattdessen die window.REDUX_DEVTOOLS_EXTENSION_COMPOSE
-Funktion. Diese Funktion ist eine compose
-Funktion die es ermöglicht mehrere Enhancer-Funktionen zu einer einzelnen zu kombinieren die dann der Reihe nach aufgerufen werden. Also das gleiche Prinzip, wie wir es schon bei der combineReducers()
-Methode für Reducer kennengelernt haben.
Auch Redux selbst bietet mit compose
eine solche Funktion, um mehrere Enhancer-Funktionen zu einer einzelnen zu kombinieren. Diese importieren wir der Einfachheit halber um eine neue, eigene composeEnhancer()
-Funktion zu erstellen, die nun von einer Bedingung abhängt: Sind die Redux Devtools installiert, nutzt sie die REDUX_DEVTOOLS_EXTENSION_COMPOSE
-Funktion, um die Devtools dem Store-Enhancer hinzuzufügen. Sind sie nicht installiert, nutzen wir stattdessen die Redux-eigene compose()
-Funktion, um eine Funktion von gleicher Signatur zu erzeugen:
Wer sich jetzt hier von den ganzen Funktionen und Begrifflichkeiten überwältigt fühlt, den kann ich etwas trösten: Es ist in der Praxis normal gar nicht so sehr von Relevanz das alles zu verstehen und zu beherrschen. Ich selbst nutze die Redux Devtools in jedem Projekt, in dem ich Redux verwende und noch immer muss ich jedesmal erneut nachschlagen, wie genau das doch gleich funktionierte mit der Einbindung der Devtools. Speziell dieser Text dient daher also primär dazu, das Bewusstsein dafür zu schaffen, wie das Debugging von Redux-Stores möglich ist und denjenigen, die gern Genaueres darüber wissen möchten, einen kleinen Leitfaden mit an die Hand zu geben.
Verwendung von Redux mit React
Nun haben wir bereits ziemlich genau kennengelernt, wie wir einen neuen Store erzeugen, wie wir Actions dispatchen, welche Rolle der Reducer spielt und wie wir Middleware einsetzen. Doch wie bringen wir das jetzt unter einen Hut mit React?
Hier kommt nun das react-redux
-Paket ins Spiel, das gleich zu Beginn des Kapitels bereits einmal angerissen wurde. Dies sind die „offiziellen React Bindings für Redux“, also die offizielle Anbindung von Redux an React, die von den Redux-Entwicklern gepflegt wird und ursprünglich von Dan Abramov entwickelt wurde, der inzwischen auch Teil des offiziellen React Core Teams ist.
Das Paket besteht im Wesentlichen aus lediglich zwei React-Komponenten, bzw. einer Komponente und einer Funktion, die eine Higher Order Component erzeugt (plus einer weiteren Funktion, die von React Redux selbst intern verwendet wird, in der täglichen Arbeit aber praktisch nicht von Relevanz ist). Da wäre zum einen die Provider
-Komponente, die wir um den Teil unseres Komponenten-Baums legen, innerhalb dessen wir später auf den gemeinsam genutzten Store zugreifen wollen, sowie die connect()
-Funktion, die eine Higher Order Component zurückgibt, mit Hilfe derer wir einzelne Komponenten dann mit dem Store verbinden können.
Die Provider-Komponente
Da eine Anwendung in den meisten Fällen nur einen Store besitzt und alle Komponenten dieser Anwendung auf genau diesen Zugriff bekommen sollen, wird die Provider
-Komponente üblicherweise sehr weit oben in der Komponenten-Hierarchie eingesetzt; nicht selten als die erste und damit oberste Komponente überhaupt. Die Provider
-Komponente bekommt dabei einen Redux Store als store
-Prop übergeben und enthält darüber hinaus Kind-Elemente. Alle ihre Kind-Elemente haben dann entsprechend die Möglichkeit, auf den in der store
-Prop angegebenen Store zuzugreifen, diesen also zu lesen und durch das Auslösen von Actions zu verändern:
Statt wie in den meisten anderen Beispielen in diesem Buch übergeben wir hier der ReactDOM.render()
-Methode diesmal nicht nur das <App />
-Element, sondern umschließen dieses außerdem mit der Provider
-Komponente, die den zuvor erzeugten (Dummy-)Store übergeben bekommt.
Die Provider
-Komponente kann auch ineinander geschachtelt werden. Komponenten die mit dem Store verbunden werden, nutzen dann immer den Store der nächsthöheren Provider
-Komponente. Ein solches Vorgehen ist aber eher unüblich und man würde in einer solchen Situation, in der zwei Stores parallel existieren sollen, wohl eher die Reducer beider Stores über die combineReducer()
-Funktion zu einem gemeinsamen Store verbinden, um schließlich wieder nur noch ein gemeinsames Provider
-Element für alle Komponenten zu nutzen.
Komponenten via connect-Funktion mit dem Store verbinden
Dies war noch die eher leichtere Übung. Etwas umständlicher wird es beim zweiten Teil, nämlich dem Verbinden einer React-Komponente mit dem Redux Store über besagte connect()
-Funktion. Diese kann bis zu 4 Parameter erhalten, wovon die ersten 3 Funktionen sind, die selbst wiederum zum Teil bis zu 3 Parameter übergeben bekommen können. Au weia. Die gute Nachricht: in den deutlich überwiegenden Fällen benötigen wir in der Praxis maximal 2 der 4 Parameter und bei diesen beiden auch jeweils nur jeweils den ersten Parameter. Arbeiten wir uns der Reihe nach daran ab, von simpel zu komplex.
Die grundsätzliche Funktionssignatur ist die folgende:
Zuerst einmal erzeugt der Aufruf der connect()
-Funktion eine Higher Order Component. Diese können wir nutzen, um bestimmte Teile des States aus dem Store an die von dieser umschlossenen Komponente zu übergeben. Um zu entscheiden, welcher Teil des States an die Komponente übergeben wird, nutzen wir den ersten Parameter, der meist als mapStateToProps
-Funktion bezeichnet wird, so, wie sie auch in der Doku genannt wird.
Zugriff auf Teile des globalen States über mapStateToProps
Die mapStateToProps
-Funktion bekommt als ersten Parameter den kompletten State von Redux übergeben, als zweiten, optionalen Parameter die in der Doku als ownProps
bezeichneten „eigenen“ Props der Komponente. Also diejenigen, die ggf. an die erzeugte HOC übergeben werden. Je nachdem, ob nur einer oder zwei Parameter übergeben werden, wird die Funktion dann entweder immer nur dann aufgerufen, wenn sich etwas im Redux State ändert oder auch dann, wenn sich die Props ändern, die der Komponente ggf. übergeben werden.
In beiden Fällen wird von der Funktion ein Objekt als Rückgabewert erwartet. Die Eigenschaften dieses Objekts werden dann als die sog. stateProps
an die Komponente übergeben. Erinnern wir uns nochmal zurück an unseren Todo-Store von etwas weiter oben. Als Beispiel möchten wir nun einer Komponente die Todos vorgefiltert nach ihrem Status (erledigt oder nicht erledigt) übergeben, sowie die Anzahl der Todos insgesamt.
Unsere mapStateToProps
-Funktion sieht dann etwa so aus:
Die Eigenschaften dieses Objekts, also openTodos
, completedTodos
und totalCount
werden dann als Props an die umschlossene Komponente übergeben. Dies passiert, indem wir der connect()
-Funktion die mapStateToProps
-Funktion übergeben. Diese gibt uns dann eine HOC zurück, der wir wiederum die Komponente übergeben, in der wir auf unsere drei Props aus dem State zugreifen wollen:
Nutzen wir nun im JSX ein <ConnectedTodoList />
-Element und befindet sich dieses auch innerhalb eines von der Provider
-Komponente umschlossenen Teils der Anwendung, wird die TodoList
gerendert mit den obigen Props aus dem globalen Redux Store:
Hier rendern wir eine ziemlich spartanische TodoList
-Komponente, die uns zu Demonstrationszwecken lediglich die Anzahl aller Todos, sowie die Anzahl der offenen und bereits erledigten Todos anzeigt.
Über den zweiten möglichen Parameter der mapStateToProps
-Funktion, üblicherweise als ownProps
bezeichnet, ist es möglich, innerhalb der Funktion auf die Props der Komponente zuzugreifen um bspw. darüber entscheiden zu können, welchen Teil des States wir in die verbundene Komponente hereinreichen wollen. Möchten wir also bspw. entweder immer nur die offenen Todos oder die geschlossenen Todos zurückgeben, und soll die Entscheidung darüber auf einer Prop basieren, könnte der entsprechende Teil so aussehen:
Über ownProps.type
schauen wir zunächst, ob wir die erledigten Todos anzeigen wollen oder die offenen. Anschließend filtern wir state.todos
entsprechend und geben jeweils nur die gewünschten Todos aus dem State zurück. Da wir nun die übergebenen Todos nicht mehr nach Typ unterteilen, sondern in der mapStateToProps
-Funktion bereits eine Vorauswahl treffen, geben wir die Todos unter einer allgemeinen todos
-Eigenschaft zurück, wodurch wir nun via props.todos
innerhalb der Komponente auf diese zugreifen können.
Über die mapStateToProps()
-Funktion erhalten wir also Lese-Zugriff auf den kompletten State aus unserem Redux Store. Sämtliche Daten, die wir in einer Komponente nutzen wollen, geben wir hier als Objekt zurück. Die entsprechende React-Komponente wird dann immer nur neu gerendert, wenn sich auch tatsächlich die relevanten Daten im Store geändert haben. Dann wird entsprechend ein Rerendering der verbundenen Komponente ausgelöst.
Actions dispatchen über mapDispatchToProps
Weiter geht es mit dem zweiten Parameter für die connect()
-Funktion: mapDispatchToProps
:
oder alternativ:
Während wir mittels mapStateToProps
lesend auf den Store zugreifen, erlaubt es uns mapDispatchToProps
durch das Dispatchen von Actions, schreibend auf den Store einzuwirken. Die Funktionssignatur ist dabei sogar erst einmal recht ähnlich zu mapStateToProps
, nur bekommen wir als ersten Parameter eben nicht den State übergeben, sondern die dispatch
-Methode des Stores, mit dem wir uns verbinden. Der zweite Parameter entspricht auch hier den ownProps
, also den Props, die der Komponente selbst übergeben werden. Als kleine Besonderheit ist es möglich, ein mapDispatchToProps
-Objekt statt einer Funktion an den connect()
-Aufruf zu übergeben. Doch dazu später mehr. Schauen wir uns zuerst einmal, an wie die mapDispatchToProps
-Funktion verwendet wird.
Dazu wollen wir unsere TodoList
-Komponente um die Möglichkeit erweitern, neue Todos hinzuzufügen, als erledigt zu markieren oder ganz aus der Liste zu löschen. Die entsprechenden Actions sind im Beispiel über Reducer weiter oben in diesem Kapitel bereits vorgesehen: ADD_TODO
, REMOVE_TODO
und CHANGE_TODO_STATUS
. Nun wollen wir es ermöglichen, dass ein Benutzer, der mit unserer Anwendung interagiert, diese Actions auslösen kann:
Hier geben wir ein Objekt mit den drei Eigenschaften addTodo
, removeTodo
und changeStatus
zurück, die unter jeweils genau diesem Namen an eine verbundene Komponente, also in unserem Fall an die TodoList
, in ihren Props übergeben wird. Dazu übergeben wir die mapStateToProps()
-Funktion als zweiten Parameter an connect()
:
Die Actions, die wir hier in mapDispatchToProps
inline übergeben, werden für gewöhnlich in entsprechende Action Creator Funktionen extrahiert. Diese sorgen für bessere Lesbarkeit, sind leichter testbar und normalerweise auch verständlicher:
Unsere mapStateToProps
-Funktion verkürzt sich dann und wird deutlich übersichtlicher:
Doch diese Variante hat noch einen weiteren entscheidenden Vorteil: Da wir hier einiges an Wiederholung im Code haben und Entwickler Wiederholungen natürlich möglichst vermeiden, bietet uns Redux eine Abkürzung. Stimmen die Funktionssignaturen der Action Creators mit denen der Funktionen überein, wie wir sie aus mapDispatchToProps
zurückgeben, können wir unsere Action Creators als ES2015+ Shorthand Objekt zurückgeben! Redux setzt den notwendigen dispatch()
-Aufruf dann von allein um alle Funktionen herum.
Mit dem folgenden Code erreichen wir also die identische Funktionalität wie mit dem Code aus dem vorherigen Beispiel:
Doch Vorsicht: Dies funktioniert tatsächlich nur wenn auch alle Action Creator-Funktionen mit den gleichen Funktionen aus der verbundenen React-Komponente aufgerufen werden und mapDispatchToProps
genau in dieser Form als Objekt übergeben wird!
Durch die Verwendung der beiden Funktionen mapStateToProps
und mapDispatchToProps
ergibt sich ein Aufruf, der in etwa dem Folgenden entspricht:
Alle Eigenschaften, die die wir aus mapStateToProps
wie auch die, die wir aus mapDispatchToProps
zurückgeben, werden an die Komponente übergeben, die mittels connect()
-Funktion mit dem Store verbunden wird. In der Komponente (in obigen Beispiel in der TodoList
-Komponente) können wir dann über die Props darauf zugreifen und durch den Aufruf der Funktionen aus mapDispatchToProps
Actions dispatchen oder durch den Zugriff auf die Eigenschaften aus mapStateToProps
den State aus dem Store auslesen.
Möchten wir nur mapDispatchToProps()
an den connect()
-Aufruf übergeben, um aus einer Komponente heraus Actions dispatchen zu können, müssen jedoch den State selbst in der Komponente nicht lesen, kann als erster Parameter null
übergeben werden:
Die StateProps und die DispatchProps zusammenführen mit mergeProps
Der dritte Parameter deckt einen Fall ab, der in der Praxis eher äußerst selten vorkommt. Ich möchte ihn daher an dieser Stelle der Vollständigkeit halber nicht unerwähnt lassen, aber auch nicht zu sehr im Detail drauf eingehen. Hier handelt es sich um die mergeProps()
-Funktion:
Die Funktion bekommt als ersten Parameter das Ergebnis von mapStateToProps
undmapDispatchToProps
, sowie abermals ownProps
übergeben. Als Rückgabewert wird ein neues Objekt erwartet, dessen Eigenschaften dann ebenfalls über die Props an die mit dem Store verbundene Komponente übergeben werden.
Diese Funktion kann hilfreich sein, wenn man bspw. ohne die Verwendung der Thunk Middleware gewisse Actions dispatchen möchte, die auf Daten aus dem State angewiesen sind. Auch denkbar wäre es, die Actions zu filtern, basierend auf dem State, so dass eine Komponente bspw. eine mögliche updateProfile()
Action nicht hereingereicht bekommt, wenn state.profile
nicht existiert, der Benutzer also etwa nicht eingeloggt ist. Solche Bedingungen lassen sich aber innerhalb der Komponenten selbst in der Regel deutlich eleganter lösen.
Zuletzt: die Optionen als vierter Parameter für connect()
Wer soweit ist, den 4. Parameter zu benötigen, der sollte ziemlich genau wissen, was er dort tut. Redux ist standardmäßig so optimiert, dass die Optionen nur in sehr seltenen Ausnahmefällen überhaupt benutzt werden müssen. So kann etwa ein eigener Context angegeben werden, den Redux nutzen soll oder es können eigene Vergleichsfunktionen übergeben werden, mittels denen festgestellt wird, ob eine Komponente neu gerendert werden soll oder nicht. Die komplette Liste der verfügbaren Optionen ist die folgende:
Wer das Gefühl hat, die Optionen zu benötigen (meist ist die Antwort darauf „nein“), schaut am besten einmal in die offizielle Doku: https://react-redux.js.org/api/connect#options-object
Wie wir alle Teile des Puzzles miteinander verbinden
Nun wissen wir, welchen Zweck der Provider
erfüllt und wie wir die connect()
-Funktion einsetzen. Werfen wir nun doch einmal einen Blick auf ein sehr umfangreiches, aber dafür auch vollständiges Beispiel einer voll funktionsfähigen TodoList-App, mit der wir neue Todos hinzufügen, diese als erledigt oder nicht erledigt markieren und auch wieder entfernen können:
Hier definieren wir zunächst mal unseren todosReducer
, sowie die drei Actions addTodo
, removeTodo
und changeStatus
, die uns jeweils aus vorherigen Beispielen bekannt vorkommen dürften. Zur besseren Übersicht lagern wir sowohl Reducer als auch Actions in eigene Dateien aus, die wir in ein eigenes Unterverzeichnis ./store/todos
legen.
Achtung, kontrovers: Über die „korrekte“ Ordnerstruktur beim Aufteilen einer Anwendung in mehrere Dateien werden immer wieder hitzige Debatten geführt. Ich selbst habe mit vielen unterschiedlichen Strukturen gearbeitet und fand die Aufteilung nach Domäne (also etwa todos
, user
, repositories
, …) und nach Typ (actions
, reducer
, ...) am übersichtlichsten. Andere wiederum bevorzugen es, alle Actions in einem Ordner actions
zu sammeln, alle Reducer in einem Ordner reducer
. Wieder andere vermeiden die Aufteilung von Actions und Reducern in separate Dateien.
Hier gibt es kein eindeutiges Richtig oder Falsch. Dies hängt einerseits von den persönlichen Vorlieben ab, andererseits aber auch ein Stück weit vom sonstigen Aufbau der Anwendung, ihrer Größe, ihrer Komplexität und letztendlich auch davon, wie und von wem die Anwendung auf Entwicklerseite verwendet wird.
Weiter erstellen wir eine neue Datei, die unsere TodoList
-Komponente beinhalten wird: ./TodoList.js
. Mit ihr werden wir gleich unsere Todos anzeigen, neue anlegen oder wieder entfernen, sowie einzelne Todos als erledigt markieren können. Dazu verbinden wir die Komponente über connect()
mit dem Store. Dementsprechend müssen wir in der Komponente auch unsere Actions importieren, die wir in mapDispatchToProps
an connect()
übergeben werden. Der besseren Übersichtlichkeit halber nutzen wir die Object Shorthand Syntax:
Die Funktionen werden dann von React Redux automatisch von einem dispatch
-Aufruf umschlossen.
In mapStateToProps
legen wir fest, dass wir den todos
-Ast unseres Stores an die Komponente übergeben wollen. Sowohl mapStateToProps
als auch mapDispatchToProps
übergeben wir dann an die connect()
-Funktion:
Doch das ist noch nicht alles: die connect()
-Funktion erzeugt uns eine neue HOC, an die wir unsere TodoList
-Komponente übergeben:
Unsere TodoList
-Komponente ist nun mit dem Redux-Store verbunden und wir müssen nur darauf achten, dass wir sie entsprechend auch nur innerhalb eines <Provider>
-Elements verwenden. Wir nutzen außerdem export default
vor dem Aufruf der connect()
-Funktion, um unsere mit dem Store verbundene Komponente zu exportieren.
Zuletzt werfen wir einen Blick auf die index.js
, die letztendlich den „Einstiegspunkt“ unserer App darstellt. Hier findet der ReactDOM.render()
-Aufruf statt, mit dem wir unsere App in das jeweilige DOM-Element rendern. Doch bevor es soweit ist, passiert hier noch einiges:
Wir importieren combineReducers
und createStore
aus redux
. Damit erstellen wir gleich unser store
-Objekt. Dazu importieren wir unseren ausgelagerten todosReducer
, den wir an combineReducers()
übergeben, um einen neuen Root Reducer zu erstellen. Das wäre an dieser Stelle noch unnötig, da wir ohnehin nur einen einzigen Reducer haben und diesen daher direkt an createStore()
übergeben könnten. Allerdings gehen wir in diesem Fall bereits vorsorglich davon aus, dass unsere Anwendung noch weiter wachsen wird und wir mit der Zeit sicherlich noch weitere Reducer hinzufügen werden.
Wir importieren außerdem die Provider
-Komponente aus react-redux
. An diese übergeben wir später den eben erstellten Store. Aus der TodoList.js
importieren wir unsere verbundene Komponente, die wir letztlich in unserer App
-Komponente innerhalb der Provider
-Komponente mit unserem store
-Objekt verwenden.
Interagieren wir nun mit der TodoList
, können wir entsprechend neue Todos anlegen, diese über eine Checkbox als erledigt markieren oder über den Löschen-Button vollständig wieder entfernen.
An dieser Stelle macht es sicherlich am meisten Sinn etwas mit der Komponente rumzuspielen und zu schauen wie sich die Interaktion auf den Store auswirkt. Dazu sollten die Redux-Devtools für unseren Store aktiviert werden. Dazu ändern wir in der index.js
die Zeile:
In die folgende:
Dabei muss sichergestellt sein, dass im verwendeten Browser die Redux Devtools installiert sind.
Redux mit React Hooks
In React-Redux v7.1.0 haben endlich auch Hooks ihren Weg in die offiziellen React Bindings für Redux gefunden. Hooks vereinfachen die Verwendung von Redux in React enorm. Während bei der Erstellung des Stores alles beim Alten bleibt, kann durch die Verwendung von Hooks gänzlich auf die connect()
HOC verzichtet werden. Jeglicher Zugriff, egal ob lesend, oder schreibend durch das Auslösen von Actions, kann von innerhalb einer Komponente und durch die Verwendung der entsprechenden Hooks realisiert werden.
Im Wesentlichen geht es hier um die beiden Hooks useSelector
und useDispatch
, die man grob mit mapStateToProps
und mapDispatchToProps
vergleichen kann. Der useSelector
Hook wird zum Lesen von Daten aus dem Store verwendet, useDispatch
wird verwendet, um Actions zu dispatchen, um somit in den Store schreiben zu können. Es gibt noch einen dritten offiziellen Hook useStore
, dessen Verwendung ist in der Praxis aber eher selten bis unüblich und dient lediglich als letzter Ausweg, sollte wirklich der Zugriff auf das Store-Objekt notwendig werden.
Importiert werden die Hooks als benannte Imports aus dem react-redux Paket:
Zu beachten ist hier, dass die Redux Hooks, wie alle Hooks, lediglich in Function Components verwendet werden können, nicht jedoch in Class Components. Für Class Components steht auch weiterhin die connect()
HOC bereit.
useSelector(selectorFn, equalityFn)
Der useSelector
Hook dient zum Auslesen von Werten aus dem Store und erwartet eine sog. Selector-Funktion als ersten Parameter. Diese Funktion bekommt den kompletten Store übergeben und liefert dann einen einfachen oder berechneten Wert oder auch einen ganzen Baum von Daten als Rückgabewert:
Die Selector-Funktionen können dabei zur besseren Übersicht und gleichzeitig zur besseren Wiederverwendbarkeit auch ausgelagert werden und müssen nicht Teil der Komponente sein:
Wann immer eine Komponente gerendert wird, wird auch die Selector-Funktion aufgerufen. Diese kann einen zwischengespeicherten Wert zurückgeben, wenn die Selector-Funktion bereits einmal aufgerufen wurde und der Wert sich seitdem nicht geändert hat. Redux nutzt hierzu einen Strict Reference Equality Check, vergleicht also mittels ===
, ob der Wert des aktuellen Render-Durchlaufs die selbe Referenz hat wie die, des vorherigen Durchlaufs.
Wird eine Action dispatched, löst useSelector
immer dann ein Rerendering der Komponente aus, wenn der Wert nicht strikt identisch ist. Dies kann zu vermehrten Rerenderings führen, verglichen mit der connect()
-Methode. So wird die Selector-Funktion auch aufgerufen wenn eine Komponente neu gerendert wird, ohne dass sich jedoch ihre Props geändert haben. Wer hier auf Performance-Probleme stößt und diese in der Verwendung des useSelector
Hooks begründet vermutet hat einige Möglichkeiten.
Die Komponente selbst kann in ein
React.memo
eingeschlossen werden. Unnötige Rerenderings in denen sich die Props der Komponente gar nicht geändert haben, werden so verhindert.Der
useSelector
-Hook kann auf einen shallowEqual Vergleich umgestellt werden, bei dem nicht strikt per===
auf referentielle Gleichheit geprüft wird sondern nur auf oberflächliche Gleichheit (Vergleich mittels==
). Dazu kannshallowEqual
ausreact-redux
importiert und an den Hook übergeben werden:useSelector(selectorFn, shallowEqual)
.Auch die Verwendung von Reselect kann hier sinnvoll sein, da Reselect strikt gleiche Werte zurückgibt, solange sich im State nichts geändert hat.
useDispatch()
Der useDispatch
-Hook gibt eine Referenz zur dispatch
-Funktion des Stores zurück. Diese ganz anschließend verwendet werden um Actions zu dispatchen, ähnlich wie das in der connect()
-HOC mit mapDispatchToProps
realisiert wird.
Die Action wird also ausgelöst durch den Aufruf der dispatch
-Funktion. Jedoch muss diese nicht, wie bei der connect()
-HOC, erst umständlich über mapDispatchToProps
in die Komponente herein gegeben werden.
Fazit
Ich muss gestehen, dass ich die Komplexität dieses Kapitels bei weitem unterschätzt habe. Redux gehört für mich in vielen Projekten seit Jahren zum Alltagsgeschäft und so fühlt sich die Verwendung von Redux mittlerweile ein Stück weit sehr natürlich an, also wie etwas, über dass ich nicht viel nachdenken muss. Grundsätzlich würde ich Redux als Tool beschreiben, dass es schafft, sehr komplexes State Management sehr einfach, nachvollziehbar und eben vorhersehbar zu machen.
Beim Schreiben dieses Kapitels habe ich dann erst einmal wieder gemerkt, wie überwältigend Redux aber gerade für Einsteiger sein kann und so kann ich mir vorstellen, dass einige der in diesem Kapitel beschriebenen Dinge trotz meiner Erläuterungen nicht unbedingt gleich verständlich sein werden. Hier sollte es aber tatsächlich helfen, mit geöffneten Devtools etwas mit den Actions und den Reducern herumzuspielen um zu verstehen, wie das eine das andere beeinflusst und wie die das Zusammenspiel aller Komponenten, also dem Store, dem State, den Props einer Komponente, der connect()
-Funktion sowie der Actions und Reducer letztendlich ablaufen.
Sollte es danach immer noch Fragen geben, könnt ihr euch jederzeit gern mit Bezug auf dieses Buch an mich wenden!
Last updated