Komponenten in React
Die zwei Erscheinungsformen von React Components
Eine erste einfache HelloWorld
-Komponente haben wir schon beim Sprung ins kalte Wasser implementiert. Jedoch war dies natürlich bewusst eine sehr simple Komponente, die nicht gerade sehr praxisnah war und auch längst nicht alles beinhaltet hat was uns React bietet. Aber sie diente als gute erste Veranschaulichung, um die grundsätzliche Funktionsweise von von React und React-Komponenten kennenzulernen.
Das Prinzip von Komponenten ist einfach erklärt: eine Komponente erlaubt es, komplexe User Interfaces in einzelne kleine Stücke zu unterteilen. Diese sind im Idealfall wiederverwendbar, isoliert und in sich geschlossen. Sie verarbeiten beliebigen Input von außen in Form sogenannter Props (engl. für „Properties“, also Eigenschaften) und beschreiben letztendlich anhand ihrer render()
-Funktion was auf dem Bildschirm erscheint.
Komponenten können grob in zwei verschiedenen Varianten auftreten: in Form einer einfachen Funktion (engl. Function Component), sowie Class Components, die eine gewöhnliche ES2015-Klasse repräsentieren. Bis zur Einführung der React Hooks war es in Function Components nicht möglich, einen lokalen State zu verwalten, daher stößt man mancherorts noch auf den Begriff Stateless Functional Component, der aus einer Zeit stammt, als Function Components noch keinen State halten konnten. Wie Hooks im Detail funktionieren und wie State seit React 16.8.0 nun auch in Function Components verwendet werden kann, wird im weiteren Verlauf noch ausführlich im Kapitel über Hooks erläutert.
Function Components
Die deutlich einfachste Art in React eine Komponente zu definieren, ist sicherlich die Function Component, die, wie der Name es bereits andeutet, tatsächlich lediglich eine gewöhnliche JavaScript-Funktion ist:
Diese Funktion erfüllt alle Kriterien einer gültigen React-Komponente: Sie hat als return
-Wert ein explizites null
(undefined
ist dagegen nicht gültig!) oder ein gültiges React.Element
(hier in Form von JSX) und sie empfängt ein props
-Objekt als erstes Funktionsargument, wobei sogar dieses optional ist und ebenfalls null
sein kann.
Class Components / Klassen-Komponenten
Die zweite Möglichkeit wie eine React-Komponente erstellt werden kann habe ich im Eingangsbeispiel schon kurz gezeigt: Class Components oder auf gut Deutsch Klassen-Komponenten. Diese bestehen aus einer ES2015-Klasse, die von der React.Component
oder React.PureComponent
(dazu später mehr) Klasse ableitet und haben mindestens eine Methode mit dem Namen render()
:
Wichtiger Unterschied hier: Während eine Function Component ihre Props als Funktionsargumente übergeben bekommt, bekommt die render()
-Methode einer Klassen-Komponente selbst keinerlei Argumente übergeben, sondern es kann einzig über die Instanz-Eigenschaft this.props
auf die Props zugegriffen werden!
Die beiden obigen Komponenten resultieren hier in einer komplett identischen Ausgabe!
Ein Kriterium, das beide Arten von Komponenten gemeinsam haben, ist, dass der displayName
, also der Name einer gültigen Komponente, stets mit einem Großbuchstaben anfängt. Der Rest des Namens kann aus Großbuchstaben oder Kleinbuchstaben bestehen, wichtig ist lediglich, dass der erste Buchstabe stets ein Großbuchstabe ist!
Beginnt der Name einer Komponente mit einem Kleinbuchstaben, behandelt React diese stattdessen als reines DOM-Element. section
würde React also als DOM-Element interpretieren, während eine eigene Komponente durchaus den Namen Section
haben kann und wegen ihres Großbuchstabens am Anfang von React korrekt vom section
DOM-Element unterschieden werden würde.
Wie wir innerhalb der Komponenten jeweils mit dem State arbeiten, diesen modifizieren und uns zu Eigen machen, ist sehr komplex, weswegen dem Thema ein eigenes Kapitel gewidmet ist. Dieses folgt direkt im Anschluss an dieses hier und ich würde empfehlen, erst dieses Kapitel zu beenden um die Funktionsweise von Komponenten zu verstehen, bevor wir hier tiefer einsteigen.
Sonderfall PureComponent
Eine Sonderform der Class Component stellt die Pure Component dar. Diese erbt von React.PureComponent
und funktioniert vom Grundsatz her wie die gewöhnliche Klassen-Komponente, die von React.Component
abgeleitet wird. Mit dem Unterschied, dass React diese Art der Komponente nur dann neu rendert, wenn sich ihre Props oder ihr State im Vergleich zur vorherigen Render-Phase geändert haben. Sie kann zur Optimierung der Performance verwendet werden.
Die Klasse führt dazu einen oberflächlichen („shallow“) Vergleich durch, schaut also lediglich, ob die Referenzen noch identisch zum vorherigen Rendering sind und nicht, ob sich deren Werte selbst geändert haben. Dies bedeutet, dass eine Pure Component ggf. auch dann neu rendert, wenn die Werte zwar identisch sind, sich die Referenzen jedoch geändert haben, etwa weil eine neue Arrow-Function erzeugt wurde.
Am besten lässt sich dies an einem kurzen Beispiel erklären:
Hier definieren wir eine Funktion logFunction
außerhalb der Klasse. Die fiktive MyComponent
-Komponente bekommt als logger
-Prop hier die Referenz zur logFunction
übergeben. Die Identität der Referenz bleibt hier bei jedem erneuten Rendering bestehen und eine Pure Component würde nicht erneut gerendert, sofern sich ihr eigener State nicht geändert hat, da die Props hier in der Rendering-Phase mit denen aus dem vorherigen Rendering exakt übereinstimmen, also identisch sind.
Im folgenden Beispiel hingegen, würde auch die Pure Component neu gerendert:
Zwar übergeben wir auch hier stets eine immer gleiche Funktion an die MyComponent
, allerdings erzeugen wir für den Interpreter bei jedem neuen Rendering auch eine neue Funktionsidentität. Dadurch geht der Bezug zur alten Funktion verloren und die Shallow-Comparison, also der oberflächliche Vergleich zwischen den vorherigen und den neuen Props schlägt fehl, ist also unterschiedlich und löst damit ein Rerendering aus.
Dies gilt gleichermaßen auch für Objekte und Arrays:
Hier würde ein Rendering ausgelöst, weil auch das logConfig
-Objekt bzw. das logEntries
-Array bei jedem erneuten Rendering an Ort und Stelle neu erzeugt werden würde.
„Pure“ Function Components
Klassen-Komponenten leiten von den Klassen Component
oder PureComponent
ab und wir bestimmen durch die Auswahl der Klasse, von der wir ableiten, ob die Komponente mit jeder Änderung einer sich in der Hierarchie höher befindlichen Komponente neu gerendert werden soll. Diese Möglichkeit haben wir bei Function Components, die lediglich einfache JavaScript-Funktionen sind, nicht. Seit React 16.6.0 bietet React jedoch durch die neue Wrapper-Funktion React.memo()
auch in Function Components die Möglichkeit der Rerendering-Optimierung. Dazu wird diese einfach um die entsprechende Funktion gelegt:
Die Function Component verhält sich dann so wie eine vergleichbare Klassen-Komponente, die von der React.PureComponent
Klasse abgeleitet wird.
Wer neugierig geworden ist, kann sich für das einfachere Verständnis auch mit der folgenden Demo etwas austoben:
Hier löst die App
-Komponente alle 0,2 Sekunden automatisch ein Rerendering aus, ohne dass dabei jedoch Props an ihre Kind-Komponenten übergeben werden. Preisfrage: Welche beiden Komponenten werden dabei jeweils mit neu gerendert und welche beiden nicht?
Component Composition – mehrere Komponenten in einer
Bisher haben unsere Beispiel-Komponenten jeweils nur DOM-Elemente ausgegeben. React-Komponenten können aber auch andere React-Komponenten beinhalten. Wichtig hierbei ist nur, dass die Komponente sich im selben Scope befindet, also entweder direkt im gleichen Scope definiert wurde oder bei der Verwendung von CommonJS- oder ES-Modules ins aktuelle File importiert wurden mittels require()
oder import
.
Ein Beispiel:
Die Komponente <MyApp>
gibt hier ein <div>
zurück, das zweimal die Hello
-Komponente aus dem vorherigen Beispiel benutzt, um Manuel und Tom zu begrüßen. Das Resultat:
Wichtig: Eine Komponente darf stets nur ein einzelnes Root-Element zurückgeben! Dies kann sein:
ein einzelnes React-Element:
Auch in verschachtelter Form, solange es nur ein einzelnes Element auf äußerer Ebene gibt:
ein DOM-Element (auch dieses darf wiederum verschachtelt sein und andere Elemente beinhalten):
… oder selbstschließend:
Oder auch:
… jedoch nicht undefined
!
Seit React 16.0.0 dürfen das außerdem auch sein:
ein Array, welches wiederum gültige return-Werte (s.o.) beinhaltet:
ein simpler String:
oder ein sogenanntes „Fragment“ – eine Art spezielle „Komponente“, die selbst nicht im gerenderten Output auftaucht und als Container dienen kann, falls man andererseits gegen die Regel verstoßen würde, nur ein Root-Element aus der Funktion zurückzugeben oder invalides HTML erzeugen würde:
Beim Transpiling mit Babel ab Version 7 kann außerdem die Fragment
-Kurzform benutzt werden, die aus einem leeren öffnenden und schließenden Element besteht:
Komponenten können dabei beliebig zusammengesetzt („composed“) werden. So bietet es sich oftmals an, große und komplexe Komponenten in einzelne, kleinere und übersichtlichere Komponenten zu unterteilen um diese leichter verständlich und optimalerweise sogar auch wiederverwendbar zu machen. Dies ist oftmals ein lebendiger Prozess, bei dem man ab einem gewissen Punkt bemerkt, dass eine Unterteilung in mehrere einzelne Komponenten möglicherweise sinnvoll wäre.
Komponenten aufteilen – Übersicht bewahren
Werfen wir doch mal einen Blick auf eine beispielhafte Kopfleiste, die ein Logo, eine Navigation und eine Suchleiste enthält. Kein ganz unübliches Muster also, schaut man sich gewöhnliche Web-Anwendungen an:
Wir wissen bereits, dass Komponenten in React problemlos auch andere Komponenten beinhalten können und dass diese komponentenbasierte Arbeitsweise auch der Idee und dem Mindset von React entspricht. Was bietet sich hier also an? Richtig: wir teilen unsere doch bereits relativ große, unübersichtliche Komponente in mehrere kleinere Häppchen auf, die jeweils alle nur einen einzigen, ganz bestimmten Zweck erfüllen.
Da wäre das Logo, das wir sicherlich an anderer Stelle nochmal verwenden können. Die Navigation kann möglicherweise neben dem Header auch nochmal in einer Sitemap eingesetzt werden. Auch die Suchleiste soll vielleicht irgendwann mal nicht mehr nur im Header zum Einsatz kommen, sondern vielleicht auch auf der Suchergebnisseite selbst.
In Komponenten gesprochen, landen wir dann bei folgendem Endresultat:
Auch wenn der Code jetzt erstmal länger geworden ist, haben wir uns dadurch dennoch einige große Vorteile geschaffen.
Leichtere Kollaboration
Alle Komponenten können (und sollten!) in einem eigenen File gespeichert werden, was die Arbeit im Team immens erleichtert. So könnte jedes Team-Mitglied oder auch einzelne Teams innerhalb eines großen Projekt-Teams für eine oder mehrere Komponenten hauptverantwortlich sein („Ownership übernehmen“) und Änderungen in diesen vornehmen, während das Risiko, die Änderungen eines Kollegen zu überschreiben oder später Merge-Konflikte in Git auflösen zu müssen, immens sinkt. Teams werden zu Konsumenten von Komponenten anderer Teams, die anhand eventuell verfügbarer Props ein simples Interface für ihre Komponente bereitstellen.
Single Responsibility Prinzip
Wir haben nun außerdem „sprechende“ Komponenten, von denen jede eine klar definierte Aufgabe hat, die direkt anhand ihres Namens ersichtlich wird. Das Logo zeigt mir überall wo es verwendet wird dasselbe Logo an. Möchte ich später eine Änderung an der Suchleiste vornehmen, suche ich gezielt nach der Searchbar.js und ändere diese entsprechend meinen neuen Anforderungen. Die Header-Komponente dient als übergeordnete Komponente, die selbst dafür verantwortlich ist, alle ihre Bestandteile zu beinhalten und diese überall hin mitzubringen, wo sie eingesetzt wird.
Wiederverwendbarkeit
Und nicht zuletzt haben wir ganz nebenbei noch Wiederverwendbarkeit geschaffen. Möchte ich wie erwähnt das Logo nicht nur im Header sondern auch im Footer verwenden, hält mich natürlich nichts davon ab, dieselbe Komponente auch in meiner Footer-Komponente zu verwenden. Habe ich verschiedene Seitenbereiche mit unterschiedlichen Layouts, die jedoch alle denselben Header darstellen, kann ich dazu meine schlanke und übersichtliche Header-Komponente überall dort verwenden, wo ich ihn benötige. Der Konsument einer Komponente muss dazu nicht einmal wissen, aus welchen einzelnen Komponenten sie besteht. Es reicht, lediglich die gewünschte Komponente zu importieren, da diese sich selbst um ihre Abhängigkeiten kümmert.
Props – die „Datenempfänger“ einer Komponente
Nun habe ich bereits so viel über Props geschrieben. Höchste Zeit also einmal das Geheimnis zu lüften und genauer darauf einzugehen. Was sind also Props?
Durch die Props nehmen Komponenten beliebige Arten von Daten entgegen und können innerhalb der Komponente auf diese Daten zugreifen. Denken wir an unsere funktionale Komponente zurück, erinnern wir uns vielleicht, dass in diesem Fall die Props tatsächlich als ganz gewöhnliches Argument an die Funktion übergeben wurden. Ähnlich ist das Prinzip bei einer Klassen-Komponente, mit dem Unterschied, dass die Props über den Constructor der Klasse in die Komponente hereingereicht werden und über this.props
innerhalb der Klassen-Instanz verfügbar sind, statt über ein Funktionsargument, wie das bei funktionalen Komponenten der Fall ist. Darum kümmert sich React beim Parsing der createElement()
-Aufrufe.
Wichtig dabei ist: wann immer eine Komponente von außen neue Props hereingereicht bekommt, löst dies ein Rerendering der Komponente aus! Dieses Verhalten kann mittels der shouldComponentUpdate()
Lifecycle-Methode explizit unterbunden werden, doch dazu gibt es im nachfolgenden Kapitel über State und Lifecycle-Methoden mehr. Wichtig ist erst einmal der allgemeine Grundsatz: empfängt eine Komponente von außen neue Props, veranlasst dies React dazu eine Komponente mitsamt ihrer Kind-Komponenten neu zu rendern.
Props sind readonly innerhalb einer Komponente
Unabhängig davon, wie die Props in welcher Art von Komponente auch immer landen, eines ist ihnen gemeinsam: sie sind innerhalb der Komponente immer readonly, dürfen (und können) also nur gelesen, nicht aber modifiziert werden! Der Kenner spricht hier auch von Immutability oder Immutable Objects. Um mit veränderlichen Daten zu arbeiten, kommt später der React State ins Spiel. Aber eins nach dem anderen.
Modifiziert eine Funktion ihren Input nicht und hat auch keine Abhängigkeit nach außen, so spricht man in der funktionalen Programmierung von einer puren Funktion (engl: Pure Function) und die Idee dahinter ist recht simpel: So soll sichergestellt werden, dass eine Funktion in sich geschlossen ist und daher davon unbeeindruckt bleibt, wenn sich außerhalb der Funktion etwas ändert. Die Funktion bekommt alle benötigten Parameter hereingereicht, ist frei von Seiteneffekten (engl: Side Effects) und erzielt somit bei gleichen Eingabewerten auch immer die exakt identische Ausgabe. Gleicher Input, gleicher Output!
Mit anderen Worten: egal welche Variablen außerhalb der Funktion ihren Wert ändern, egal wie oft andere Funktionen anderswo aufgerufen werden: Bekommt eine Pure Function die gleichen Parameter wie zuvor, gibt sie mir auch das gleiche Ergebnis wie zuvor zurück. Immer und ausnahmslos.
Warum ist das wichtig? Nun, React verfolgt bei seinen Komponenten das Prinzip von Pure Functions. Erhält eine Komponente die gleichen Props von außen hineingereicht und ist der State der Komponente der gleiche, sollte auch der Output immer identisch sein.
Pure Functions im Detail
Da das Prinzip von Pure Functions ein grundlegendes ist bei der Arbeit mit React möchte ich diese Anhand einiger Beispiele etwas näher beleuchten. Hier geht es überwiegend um Theorie, die sich sicherlich komplizierter anhört, als das später bei der praktischen Arbeit mit React der Fall sein wird. Dennoch möchte ich diese zum besseren Verständnis nicht unerwähnt lassen.
Beispiel für eine simple „Pure Function“
Unsere erste simple Funktion bekommt eine Nummer übergeben, verdoppelt diese und gibt das Ergebnis zurück. Egal ob ich die Funktion 1, 10 oder 250 mal aufrufe: Übergebe ich der Funktion bspw. eine 5
als Wert, erhalte ich eine 10
zurück. Immer und ausnahmslos. Same input, same output.
Beispiel für eine „Impure Function“
Die zweite Funktion ist nicht mehr pure, weil sie nicht zuverlässig immer den gleichen Output liefert, selbst wenn ihr Input identisch ist. Momentan ist mein Browser-Fenster 1920 Pixel breit. Rufe ich die Funktion mit 10
als Argument auf, erhalte ich 1930
zurück (10 + 1920
). Verkleinere ich nun das Fenster auf 1280 Pixel und rufe die Funktion erneut, mit exakt der gleichen 10
als Argument auf bekomme ich dennoch ein anderes Ergebnis (1290
) als beim ersten Mal. Es handelt sich also nicht um eine Pure Function.
Eine Möglichkeit diese Funktion „pure“ zu machen wäre, ihr meine Fensterbreite als weiteres Funktionsargument zu übergeben:
So liefert die Funktion beim Aufruf von pureCalculation(10, window.outerWidth)
zwar immer noch ein Ergebnis, das von meiner Fensterbreite abhängt; die Funktion ist dennoch „pure“ da sie bei gleichem Input weiterhin den gleichen Output liefert. Einfacher kann man das nachvollziehen, wenn man die Funktion mal auf ihre wesentlichen Eigenschaften reduziert:
Gleicher Input, Gleicher Output.
Weiteres Beispiel für eine Impure Function
Stellen wir uns einmal vor wir möchten eine Funktion implementieren, die als Input ein Objekt mit Parametern zu einem Auto empfängt.
Das obige Beispiel ist ebenfalls eine Funktion, die nicht „pure“ ist, da sie ihren Eingabewert modifiziert und somit beim zweiten Aufruf bereits ein anderes Ergebnis als Ausgabewert hat als noch beim ersten Aufruf:
Wie sorgen wir also nun dafür, dass auch unser letztes Beispiel „pure“ wird? Indem wir den Eingabewert nicht mehr modifizieren und stattdessen jedes Mal ein neues, auf dem Eingabewert basierendes Objekt erzeugen, und dieses neue Objekt aus der Funktion zurückgeben:
Neues Ergebnis:
Gleicher Input: gleicher Output: wir sind „pure“!
Ihr wundert euch jetzt vielleicht, warum ich euch das erzähle und hier mit langweiliger Theorie nerve, wo ihr doch eigentlich nur React lernen wollt (jedenfalls würde ich mir das an dieser Stelle denken, wenn ich mir vorstelle dieses Buch auch aus diesem Grund zu lesen).
React ist eine sehr liberale Library, die dem Entwickler sehr viele Freiheiten lässt. Aber eine Sache ist oberstes Gebot und da kennt React auch wirklich keinen Spaß: Komponenten müssen sich im Hinblick auf ihre Props wie „Pure Functions“ verhalten und bei gleichen Props stets die gleiche Ausgabe erzeugen!
Haltet ihr euch da nicht dran, kann es bei der Arbeit mit React zu sehr eigenartigen Effekten kommen, zu unerwünschten und nicht nachvollziehbaren Ergebnissen führen und euch das Leben beim Bugfixing zur Hölle machen. Und genau aus diesem Grund lernt ihr ja React: weil ihr ein einfaches aber dennoch zugleich unglaublich mächtiges Tool haben wollt, mit dem ihr nach etwas Einarbeitung in unglaublich schneller Zeit wirklich professionelle User Interfaces entwickeln könnt, ohne euch dabei selbst in den Wahnsinn zu treiben. All das bietet euch React, solange ihr euch an diese Regel haltet!
Das hat für uns aber gleichzeitig den sehr angenehmen Nebeneffekt, dass sich Komponenten in der Regel auch sehr einfach testen lassen.
So und was bedeutet jetzt genau das „readonly innerhalb einer Komponente“? Das ist mit unserem neuen Wissen über „Pure Functions“ recht schnell erklärt: egal wie ich in der Komponente auf die Props zugreife, ob direkt über das props
-Argument einer Function Component, über den constructor()
in einer Klassen-Komponente oder an beliebiger anderer Stelle innerhalb einer Klassen-Komponente mittels this.props
: ich kann und darf (und soll! und will!!) den Wert der hereingereichten Props nicht ändern.
Anders sieht das natürlich außerhalb von Komponenten aus. Hier kann ich den Wert problemlos ändern (vorausgesetzt natürlich, wir befinden uns nicht wiederum in einer Komponente, welche die Prop die wir modifizieren wollen, selbst nur hereingereicht bekommen hat).
Was nicht möglich ist
Ausgabe:
TypeError: Cannot add property number, object is not extensible
Hier versuche ich direkt die number
und fullName
Props innerhalb meiner Example
-Komponente zu ändern, was natürlich nicht funktionieren kann, da wir ja gelernt haben, dass Props grundsätzlich readonly sind.
Was allerdings möglich ist
Manchmal möchte ich aber eben doch einen neuen Wert von einer hereingereichten Prop ableiten. Das ist auch gar kein Problem, React 16.3.0 bietet dafür sogar noch eine umfassende Funktion getDerivedStateFromProps()
, auf die ich im nächsten Kapital nochmal gesondert und sehr detailliert eingehen werde.
Möchte ich aber nur mal eben einen Wert anzeigen, der sich von der Prop ableitet, die ich als Komponente hereingereicht bekomme, geht das indem ich nur die Ausgabe auf Basis der Prop anpasse ohne zurückzuschreiben.
Ausgabe:
In diesem Fall modifiziere ich also lediglich die Ausgabe basierend auf den props
, nicht jedoch das props
-Objekt selbst. Das ist überhaupt kein Problem.
Was ebenfalls möglich ist
Jetzt bleibt noch abschließend zu klären, wie Props denn nun außerhalb einer Komponente geändert werden können, denn bisher war immer nur die Rede davon, dass Props nur innerhalb einer Komponente nicht verändert werden dürfen.
Auch das lässt sich am besten anhand eines konkreten, allerdings noch recht abstrakten Beispiels erklären:
Was passiert hier? Zunächst einmal setzen wir eine Variable renderCounter
auf den Anfangswert 0
. Diese Variable zählt für uns gleich mit, wie oft wir unsere App
-Komponente rendern oder genauer gesagt, wie oft wir im Endeffekt die ReactDOM.render()
Funktion aufrufen, die dann entsprechend bei jedem Aufruf dafür sorgt, dass die App
-Komponente erneut gerendert wird.
Anschließend starten wir ein Intervall, das die besagte Funktion regelmäßig alle 2000 Millisekunden ausführt. Dabei führt das Intervall nicht nur im 2-Sekunden-Takt die Funktion aus, sondern zählt auch gleichzeitig unsere renderCounter
Variable um 1 hoch. Was hier jetzt passiert, ist ganz spannend: Wir modifizieren die renderCounter
Prop unserer App „von außen“.
Die Komponente selbst bleibt dabei komplett „pure“. Wird sie aufgerufen mit:
gibt sie uns als Ergebnis zurück:
Und zwar egal wie oft die Komponente inzwischen tatsächlich gerendert wurde. Gleicher Input, gleicher Output.
Innerhalb unserer Komponente sind und bleiben wir weiterhin pure. Wir modifizieren den Eingabewert nicht und wir haben in der Komponente auch keinerlei direkte Abhängigkeiten nach außen, die unser Rendering-Ergebnis beeinflussen könnten. Der Wert wird lediglich außerhalb unserer Komponente geändert und neu in die Komponente hereingegeben, was uns aber an dieser Stelle auch gar nicht weiter interessieren braucht, da es für uns lediglich wichtig ist, dass unsere Komponente mit gleichen Props auch weiterhin das gleiche Ergebnis liefert. Und das ist hier zweifellos gegeben. Wer die Props außerhalb unserer Komponente modifiziert, wie oft und in welcher Form, ist uns ganz gleich, solange wir das nicht selber innerhalb unserer Komponente tun. Okay, Prinzip verstanden?
Props sind ein abstrahiertes Funktionsargument
Da Props, reduziert man sie auf das Wesentliche, nichts anderes als ein Funktionsargument sind, können sie auch in dessen diversen Formen auftreten. Alles, was auch Functions oder Constructors in JavaScript als Argument akzeptieren, kann auch als Wert für eine Prop verwendet werden. Vom simplen String über Objekte, Funktionen oder gar andere React-Elemente (die ja, wie wir bereits wissen, hinter den Kulissen auch nichts anderes als ein Aufruf von createElement()
sind) kann das nahezu alles sein, solange es eben ein valider Ausdruck ist.
Auch wenn die meisten Props hier inhaltlich wenig Sinn ergeben und nur zur Veranschaulichung dienen, so sind sie dennoch syntaktisch korrektes JSX, demonstrieren wie mächtig sie sind und in welchen verschiedenen Formen sie auftreten können.
Props sind nicht auf eine Verschachtelungsebene beschränkt
Eine Komponente die Props empfängt kann diese problemlos auch an Kind-Elemente weiterreichen. Dies kann einerseits hilfreich sein, wenn man große Komponenten in mehrere kleinere Komponenten unterteilt und gewisse Props an Kind-Komponenten weitergegeben werden müssen, kann aber bei komplexen Anwendungen teilweise dazu führen, dass es schwer erkenntlich wird, wo der genaue Ursprung einer Prop ist und wo ich anfangen muss zu suchen, wenn ich den Wert einer Prop ändern möchte.
Die wichtigsten Punkte im Überblick
Komponenten müssen sich hinsichtlich ihrer Props als Pure Functions verhalten und bei gleichen Props stets die gleiche Ausgabe erzeugen.
Props sind innerhalb einer Komponente grundsätzlich als readonly zu betrachten
Komponenten können eine beliebige Menge an Props übergeben bekommen
In JSX übergibt man Props in ähnlicher Form wie in HTML Attribute
Anders als in HTML, sind in JSX diverse Arten von Werten erlaubt. Werte die nicht vom Typ String sind, werden dabei in geschweifte Klammern gefasst
Props können sämtliche JavaScript-Ausdrücke („Expressions“) als Wert entgegennehmen
Empfangene Props können beliebig viele Ebenen tief im Komponenten-Baum an Kind-Elemente weitergegeben werden
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